Chronische Niereninsuffizienz (CNI) bei Katzen

Die CNI wird klinisch definiert als langsam fortschreitende, irreversible Nierenschädigung mit
Verlust der Nierenfunktion, die unbehandelt zum Tode der Katze führt.
Auch wenn durchaus jüngere Katzen ebenfalls an CNI erkranken können, ist dies doch eine
Krankheit, die meist ältere Tiere betrifft. Katzen gelten zwar erst ab dem 10.-11. Lebensjahr als
Senioren, aber das Risiko steigt durchaus ab dem 7.-8. Lebensjahr.
Die Ursachen hierfür sind weitgehendst unbekannt, zur Diskussion stehen aber Dispositionen, zum
Beispiel genetische und/ oder auch Rassendispositionen. Aber auch falsche Ernährung , zum
Beispiel ausschließliche Trockenfutterfütterung oder dauerhaft minderwertige Dosennahrung.
Vor dem Hintergrund, dass Katzen als ehemalige Wüstentiere physiologisch in der Lage sind, ihren
Harn extrem zu konzentrieren, also ihren Wasserbedarf in erster Linie nicht über das Trinken,
sondern über die Nahrung abzudecken, wird klar, warum Trockenfutter, das dem Körper ja
weiterhin Flüssigkeit entzieht, insgesamt schädlich für die Nieren sein kann.
verhält es sich mit äußeren, sichtbaren Symptomen. Diese können sehr plötzlich auftreten, obwohl
die Krankheit schon länger im Verborgenen besteht.
Die Symptome und ihre Zuordnung beschränken sich bei weitem nicht nur auf die Nieren selbst.
Warum das so, kann der Proteinstoffwechsel erklären, der dem Ganzen zugrunde liegt.
Die Katze, als reiner Carnivor, nimmt über die Nahrung Proteine auf. Diese werden zu
Aminosäuren abgebaut. Im weiteren Verlauf der Verstoffwechselung entstehen hier jeweils eine
Carboxyl- und eine Aminogruppe. Die Carboxylgruppe wird im weiteren Prozess der
Decarboxylierung zu Wasser, das dem Körper wieder zugeführt und Kohlendioxid, das über die
Atemwege ausgeschieden wird, abgebaut.
Die Aminogruppe erfährt den Prozess der Desaminierung und jetzt kommt der springende Punkt des
Ganzen: hierbei entsteht - Ammoniak.
Ammoniak ist ein starkes Zellgift und muss daher schnell möglichst den Körper verlassen. Dies
würde über die Nieren geschehen, wenn der Weg dorthin aber nicht zu lang wäre und das
Ammoniak bis dahin immensen Schaden anrichten könnte.
Schnellster und effektivste Weg ist daher erst mal der zur Leber, in der Ammoniak nun mittels
Glucuronsäure in den ungiftigen Harnstoff umgewandelt wird. Der wird nun über die Nieren
ausgeschieden.
Ist die Niere nun insuffizient und ihre Ausscheidungskapazität daher eingeschränkt, steigt der
Harnstoffwert im Blut an. Um den zu kompensieren, greift nun irgendwann die Lunge als
Ausscheidungsorgan helfend ein.
Harnstoff wird dann über die Atemwege abtransportiert. Hierbei passiert er die dicht mit Bakterien
besiedelte Mundschleimhaut, welche ihrerseits nun zwecks eigenem Nährstoffbedarf den Harnstoff
wieder zersetzen. Folge: das gebundene Ammoniak wird wieder frei und kann somit seine
zelltoxische Wirkung entfalten. Es können Geschwüre in der Mundschleimhaut der Katze entstehen
und es bildet sich Mundgeruch, der typisch nach Ammoniak riecht.
Der Weg ist aber noch nicht zu Ende. Harnstoff wird nun mit dem Speichel abgeschluckt und auch
hier kann Ammoniak wiederum zu starken Schädigungen an der Magenschleimhaut führen.
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Welche Symptome zeigt nun die Katze, die auf eine CNI hinweisen können und umgehend
Handlungsbedarf fordern?
– erhöhte Wasseraufnahme
– auffälliges , abnormales Trinkverhalten, zum Beispiel Trinken aus Blumenkübel, Pfützen
usw.
– Dehydratation ( Austrocknung)
– Gewichtsverlust
– Appetitmangel
– Maulgeruch ( Atem riecht nach Azeton)
– Veränderungen an der Mundschleimhaut, an den Zähnen
– Fellveränderungen
– Verhaltensänderungen, zum Beispiel Apathie, Lethargie
– erhöhter Blutdruck
– bereits durch Palpation ( Abtasten) der Nieren feststellbare Symptome, wie Schmerz,
Veränderung der Größe, Lokalisation
– Erbrechen
– Durchfall
– Anämie (blasse Schleimhäute)
– Anfälle
– Juckreiz, Ödeme
– Herzarrhythmien
– metabolische Azidose (Übersäuerung)
In der klinischen Diagnostik wird in der Regel zuallererst ein Blutbild erstellt. Hier stehen vor allem
die Bestimmung der Harnstoff - und Kreatinin-werte im Vordergrund. Wobei diese, wie bereits
erwähnt, erst bei über 70 % iger Nierenschädigung auffällig werden. Weiter relevant sind aber auch
folgende Werte:
– Phosphat
– Kalium
– Kalzium
– Cholesterin
– Albumin
– Leukozyten
– GFR ( glomeruläre Filtrationsrate= die Zeiteinheit, die benötigt wird, um eine bestimmte
Substanz aus einem definiertem Blutplasmavolumen heraus zu filtrieren. Eine etwas
aufwändige Nachweismethode, die sich über 24 h hinzieht)
– Röntgen, Ultraschall
– und vor allem das rote Blutbild, denn:
Eine CNI geht oftmals mit einer Anämie (Blutarmut) einher. Grund: hauptsächlich in den Nieren
wird ein Hormon produziert, namens Erythropoetin (EPO), das an der Bildung roter Blutkörperchen
beteiligt ist. Bei Nierenschädigung kommt es hier zwangsläufig zu einem Abfall der EPOProduktion
und damit zu einer mangelnden Neubildung von roten Blutkörperchen. Dieses Hormon
kann heutzutage auch synthetisch hergestellt werden. Im Humanbereich gilt es als Dopingmittel.
Der Katze kann es, als Injektion gesetzt ( nur über den Tierarzt erhältlich) , helfen, der Anämie
entgegenzuwirken.
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Weiter in der klinischen Diagnostik erfolgt auch eine Harnanalyse:
– Farbe, Geruch, Ermittlung des spezifischen Gewichts ( Konzentration)
– pH-Wert
– Glucosebestimmung ( Glucose kann vor allem bei Katzen auch bei Stress ansteigen!)
– Bilirubin ( Katzen haben eine hohe Schwelle, was die Ausscheidung von Bilirubin im Urin
betrifft, daher ist eine sogenannte Bilirubinurie, als das Vorkommen von Bilirubin im Urin
immer als pathologisch einzustufen und andere Ursachen, wie Lebererkrankungen, Diabetes
mellitus oder auch Infektionskrankheiten wie FIP oder FeLV müssen hier dann abgeklärt
werden)
– Harnsediment
– Vorkommen von Proteinen
Aus diesen doch vielfältigen Symptomen der CNI ergibt sich nun auch der Behandlungsplan, der
nebst schulmedizinischer Vorgehensweise auch mit alternativen Therapieansätzen unterstützt
werden kann:
– Regulation des Hydratationsstatus durch regelmäßige Infusionen. Je nach Zustand der Katze
kann die Infusion vom Besitzer selbst nach entsprechender Anleitung zuhause subkutan
( unter die Haut) durchgeführt werden. Dies würde dem Tier den Stress von Fahrten zum
Tierarzt und stationärem Klinikaufenthalt ersparen
– bei Dehydratation käme Ringer - Lösung als Infusionslösung in Betracht. Bei Vorliegen
einer metabolischen Azidose Ringer - Lactat- Lösung, um den Blut- Ph-Wert abzupuffern.
– Ernährungsumstellung: auf gar keinen Fall mehr Trockenfutter, das die Nieren weiter
schädigt. Angeraten wird immer eine proteinarme Ernährung. Der Körper aber braucht
Protein, ein Mangel würde unter anderem zu Muskelabbau führen. Für die Katze, die eh
schon unter Gewichtsverlust leidet, sicher nicht förderlich. Wichtig wäre hier „biologisch
hochwertiges Protein“, das nahezu vollständig verstoffwechselt wird und somit insgesamt
weniger Abfallprodukte anfallen. Ebenfalls wichtig ist eine phosphorreduzierte Ernährung.
– Behandlung einer vorliegenden Anämie (EPO), vor allem auch dann, wenn der
Hämatokritwert ( prozentuale Anzahl der Zellen im Blut) unter 20 fällt.
– Blutdrucksenker ( langfristig erhöhter Blutdruck führt auch zu Retinopathien , also zu
Erkrankungen der Netzhaut mit Gefahr der Erblindung)
– Magenschutz
– Appetitanreger
– Verhinderung von Erbrechen
– Zufuhr von Eisen
Diese meine Ausführungen sollen im Wesentlichen nur eine kurze Einführung in die Thematik
darstellen. Wie bereits erwähnt, unbehandelt oder auch nicht umfassend behandelt, führt sie
letztendlich zum Tod.
Aber auch eine CNI- Katze, die hier therapeutisch gut eingestellt wird, kann die Chance haben,
noch ein langes und relativ normales Leben zu führen .
Weitere und sehr ausführliche Informationen kann man hier finden:
http://www.felinecrf.info/was_ist_cni.htm
© Julia Holzmann, 2014





