CNI ( Chronische Niereninsuffizienz) der Katze: kritische Betrachtung von Nierendiäten

Wird bei Ihrer Katze eine CNI diagnostiziert, verlassen Sie die Praxis in der Regel mit folgender eindringlicher Therapieempfehlung: Nierendiätfutter, ab sofort und das nun lebenslang. Ein absolutes Muss, so bekommen Sie zu hören und würde man diesem Rat nicht folgen, würde die Katze noch kränker und stirbt womöglich.
Der Katzenbesitzer, voller Sorge um sein Tier, kauft dann auch geflissentlich gleich noch in der Praxis über den Tresen das selbstverständlich dort erhältliche Nierendiätfutter, meist im Sack als Trockenfutter oder in hübschen Dosen. Und fühlt sich auf der sicheren Seite, in der Gewissheit, das Beste und Richtige für sein krankes Tier nun zu tun.
Aber ist dem so? In Tierarztpraxen werden Futtermittel meist der Firmen Royal Canin, Hills, Vetconcept, um nur einige Beispiele zu nennen, vertrieben.
Sehen wir uns mal die Deklaration eines Nierendiättrockenfutters der Firma Royal Canin
( Marke: Royal Canin Veterinary Diet Feline Renal RF 23 ) genauer an:
Zusammensetzung
Maisfuttermehl,
Reis, Tierfett, Weizengluten*, Pflanzenfasern, Maisgluten,
Sojaproteinisolat*, Mais, tierisches Eiweiss (hydrolysiert),
Lignozellulose, Mineralstoffe, getrocknetes Geflügelprotein,
Fischöl, Sojaöl, Mono- und Diglyceride von Palmitin- und
Stearinsäuren, verestert mit Citronensäure, Fructo-Oligosaccharide,
Rosenextrakt aus Indien.
, *L.I.P.: (low indigestible protein)
Ausgewählte, leicht verdauliche Proteine mit hoher biologischer
Wertigkeit.
Zusatzstoffe
Vitamin
A (22.000 IE/kg), Vitamin D3 (800 IE/kg), Eisen (45 mg/kg), Jod (4,5
mg/kg), Kupfer (14 mg/kg), Mangan (59 mg/kg), Zink (124 mg/kg), Selen
(0,08 mg/kg)
Konservierungsstoffe: - Antioxidanzien.
Ist das nicht gruselig? Gruseliger aber wird es, führt man sich die Zutaten mal genauer vor Augen:
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Maisfuttermehl: Nebenerzeugnis aus der Herstellung von Maismehl oder Maisgrieß, meist die Schalen
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Reis: was kann die Katze mit Getreide anfangen? Nichts.
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Tierfett: tierische Körper- und Milchfette
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Weizengluten, Weizenkleber als Bindemittel
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Pflanzenfasern: dienen als Rohfaser und sollen die Verdauung fördern
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Maisgluten: siehe Weizengluten, was kann die Katze mit Mais anfangen? Nichts.
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Sojaproteinisolat: Eiweißlieferant, häufig verwendet von Veganern, da pflanzlichen Ursprungs für die Katze ungeeignet.
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Mais: haben Sie schon einmal eine Katze im Maisfeld sitzen, am Kolben nagen und sagen hören:“Boah! Ist DER lecker!“? Wohl eher nicht. Wenn die Katze im Maisfeld hockt, dann auf der Suche nach einer Maus. Also: Mais? Unsinn.
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tierisches Eiweiß ( hydrolysiert): enzymatische Hydrolyse von Proteinen durch Peptidasen. Was heisst das? Hydrolyse = Aufspaltung einer (bio) chemischen Verbindung mittels Wasser.
Peptidasen
= eiweißspaltende Enzyme, also: mit Hilfe von Wasser und dem Einsatz
von Enzymen werden Proteine (Eiweiße) quasi „vorverdaut“, um sie
besser und leichter verwertbar zu machen. DAS ist nun das
Hauptargument für die Empfehlung dieses Futters:
nicht nur Proteinreduktion, um die Nieren angeblich zu entlasten und Stoffwechselabfallproduktion zu reduziern, sondern die reduzierten Proteine auch noch aufgespalten, besser verwertbar und somit nierenschonender.
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Lignozellulose: Zellwand bereits verholzter Pflanzen, Strukturgerüst der Pflanzen, also Holzteilchen
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Mineralstoffe: welche denn?
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Getrocknetes Geflügelprotein: aus welchen Geflügelteilen gewonnen wird nicht näher erläutert
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Fischöl: sollten Sie meinen, hierbei handle es sich um hochwertige Öle, wie z.B. Lachsöl, dürften Sie sich im Irrtum befinden. Meist sind es Fischöle aus Fischabfällen.
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Sojaöl: ungeeignet für die Katze, da pflanzlich
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Mono- und Diglyceride: dienen als Emulgatoren. Emulgatoren sind Hilfsmittel, um eigentlich nicht mischbare Substanzen miteinander zu verbinden, zu vermengen. Beispiel: Öl und Wasser
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Fructo-Oligosaccharide: Frucht-Mehrfachzucker. Das ist wirklich raffiniert, denn: Mehrfachzucker sind nicht so süß, wie Einfachzucker und erlauben dem Hersteller, sein Futter als „frei von Zucker“ zu deklarieren. Eingesetzt werden sie, um die Verdaulichkeit von eigentlich schwer Verdaulichem zu erhöhen. Also, es ist Zucker im Futter enthalten, auch wenn es als „zuckerfrei“ deklariert wird.
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Rosenextrakt aus Indien: So so! Als Duftmittel oder für was sonst?
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Sämtliche angeführten Vitamine sind synthetisch hergestellt, sind daher weit entfernt von einer gesunden und notwendigen Biodiversität und können langfristig schaden.
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Zink, Selen: künstlich zugesetzt
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Antioxidantien: „Antiranzmittel“, soll verhindern, dass lipophile (fettlösliche) Vitamine ranzig werden und das Futter – gammelt.
Gruselig oder?
Diese Deklaration unterscheidet sich nicht oder nicht wesentlich von anderen Nierendiätfuttermitteln und enthält alles, was die Katze NICHT braucht, nicht verwerten kann und was ihr sogar zusätzlich zu ihrer eh schon bestehenden Erkrankung schadet.
Trockenfutter ist nebst pathopysiologischen Ursachen wie Nierentumore, chronische Glomerulonephritis, Nierensteine usw. mit der Hauptauslöser einer CNI, die für viele Katzen letztendlich tödlich endet, die nicht heilbar ist ( im Blog finden Sie einen Artikel „ CNI bei Katzen“, der ausführlich auf Entstehung, Diagnose und Therapie der CNI eingeht).
Die Standardempfehlung, wenn es um Ernährung bei CNI geht, lautet: unbedingt proteinarm füttern.
Diese Empfehlung stammt selbstverständlich in erster Linie von den Tierärzten selbst, wird aber auch munter von Katzenbesitzer zu Katzenbesitzer weiter gegeben, weil man es halt so „gelernt“ hat.
Aber ist das auch richtig so? Ich sage: Nein.
Natürlich ist bei einer CNI- Katze eine Nierenentlastung anzustreben, aber ist der Weg der Proteinreduktion der richtige?
Ich sage: Nein.
Eine Katze ist als reiner Carnivor auf die Zufuhr von tierischen Proteinen angewiesen. Proteine sind wichtig für den Muskelaufbau, spielen eine wichtige Rolle bei der Hormon- und Enzymproduktion. Langfristig kann also eine Proteinreduktion unter anderem zum Muskelabbau führen
( traurigerweise sind viele Katzen in fortgeschrittenem CNI-Stadium, die über längeren Zeitraum nun so gefüttert wurden, abgemagert, klapperdürr und können sich selbst gar nicht mehr auf den Beinen halten).
Hauptargument für die Proteinreduktion: Verminderung von Harnstoff, einem Abfallprodukt aus dem Proteinstoffwechsel.
Nun ist es aber so: das in diesen Diätfuttermitteln enthaltene Protein ist, wie die Deklaration aufzeigt, biologisch absolut minderwertig und zum größten Teil nicht verwertbar. Entsorgt und verstoffwechselt werden muss es aber trotzdem . Folge: trotz Proteinreduktion vermehrter Abfall, vermehrter Anfall von Harnstoff.
Daher mein Rat: die Katze mit biologisch hochwertigem Protein füttern, denn: hier aufgrund der hohen Wertigkeit und Verfügbarkeit nahezu vollständige Verstoffwechslung und somit insgesamt weniger Abfallprodukte. Die Entlastung der Nieren bei dieser Fütterung liegt darin, dass man auch hochwertiges Protein nicht im Übermaß füttert, sondern sich am Erhaltungsbedarf der Katze orientiert.
Fazit: die Ernährung spielt bei einer CNI- kranken Katze definitiv eine wichtige Rolle, um positiven Einfluss zu nehmen auf den weiteren Verlauf der Erkrankung.
Aber eben die richtige!
( Tierheilpraktikerin Julia Holzmann, September 2019)





