Hunde: Eierlikör an Sylvester

Vor, zu und auch noch nach Sylvester liest man oftmals , dass der eine oder andere seinem extrem ängstlichen oder panischen Hund zur Beruhigung eine kleine Menge Eierlikör gibt. Im Netz liest man zuhauf diesen Ratschlag und auch von der Unbedenklichkeit aufgrund der ja so geringen Menge. Diese womögliche oder aber auch fragliche Unbedenklichkeit wird leider von so manchen Tierärzten, die öffentlich dazu raten, dem Hund an Sylvester einen kleinen Löffel Eierlikör zu verabreichen, forciert. Nun, wenn ein TA seinem Hund so etwas gibt, ist das seine Privatsache, aber in seiner Funktion als TA betrachte ich derartige öffentliche Aussagen mit allergrößter Skepsis, da ich hier die Gefahr einer Verharmlosung sehe („Wenn ein TA das schon seinem Hund gibt, wird es ja ok sein“) , aber auch die Gefahr, dass aufgrund der suggerierten Unbedenklichkeit so mancher Hundehalter auf die Idee kommen könnte, seinen Hund auch in anderen angespannten Situationen mit einem „Stamperl“ beruhigen zu wollen.
ICH lehne Alkohol für einen Hund strikt ab. Auch in geringen und angeblich unbedenklichen Dosen.
An der einen oder anderen Stelle sind hier nun zum Teil hitzige und auch sehr emotional geführte Diskussionen entstanden, vor allem auch nach einer Äußerung von mir, die meine persönliche Meinung nun mal ist und die lautete, wie folgt: ich betrachte die Verabreichung von Alkohol an den Hund als Körperverletzung.
Ich möchte daher an dieser Stelle den Versuch starten einer rein sachlichen Begründung, warum Alkohol für den Hund abzulehnen ist. Ich habe mich ein bisschen mit der Chemie, mit den chemischen Abläufen beschäftigt, aber da meine Zeit des intensiven Kontakts mit dem Fach Chemie schon lange zurück liegt, erheben nachfolgende Ausführungen natürlich keinen Anspruch auf absolute Korrektheit. Korrekturen oder Ergänzungen sind daher natürlich willkommen. Aber ich denke, die gedankliche Richtung könnte so stimmen.
Es wird nun also etwas sehr fachlich :)
Ein alkoholisches Getränk, das für den menschlichen Konsum angedacht ist, besteht ja aus Ethanol (C2H5OH), Wasser und Aromastoffen. Ethanol entsteht nebst Kohlendioxid (CO2) aus der Fermentation von Zucker und Stärke über eine enzymatisch katalysierte Reaktion.
Eierlikör enthält also Ethanol. Wie wird dieser abgebaut?
Im ersten Schritt über ein Enzym namens Alkoholdehydrogenase (ADH), welches sich im flüssigen Anteil der Leberzelle, dem Zytoplasma, befindet. Es entsteht hier nun ein Zwischenprodukt, das Acetaldehyd. Und um das geht es offensichtlich. Acetaldehyd ist ein Zellgift, so wie Ammoniak auch, das beim Proteinstoffwechsel entsteht und gilt als krebserregend. Daher wird Acetaldehyd möglichst schnell weiter abgebaut zu unschädlichem Acetat (Essigsäure) und dieses dann zu CO2 und Wasser. CO2 wird mit der Atemluft ausgeschieden und Wasser dem Körper zurück geführt.
Normalerweise richtet sich der Metabolismus der Leber nach der Konzentration einer Substanz, heißt, je höher die Konzentration, desto schneller der Abbau. Bei Ethanol aber erfolgt der Abbau linear zur Zeit, bedeutet eine gleichbleibende Menge wird pro Zeiteinheit abgebaut.
Problematisch wird es, wenn Acetaldehyd nicht schnell genug weiter umgesetzt wird, sondern sich ansammelt. In so einem Fall würden die Kupffer-Zellen in der Leber aktiviert und diese zu einer verstärkten Kollagenbildung angeregt mit der Gefahr einer Leberzirrhose (wohl eher beim Menschen, aber Leberschäden beim Hund hier doch sicher nicht auszuschließen?)
Wenn ich nun weiß, dass beim Hund die Enzymaktivität der ADH und ALDH von Natur aus herab gesetzt ist, ergibt sich für mich gedanklich die Schlussfolgerung ,dass es hier zu einer Verzögerung der Umwandlung von Acetaldehyd und somit einer Ansammlung kommen kann mit eben potentieller Leberschädigung.
Eierlikör ist nun ein Gemisch aus Alkohol, Eiern und Zucker. Nun lese ich zum Beispiel weiter, dass Likörweine mit den größten Gehalt an Acetaldehyd haben! Was, wenn jemand nun annimmt, weil Eierlikör in geringer Menge nicht schadet, könne es ein Likörweinchen auch nicht und gibt das seinem Hund, weil man es grade im Haus hat? Was ist überhaupt ein Likörwein? Es ist ein Wein, dessen Gärungsprozess durch Anreicherung von Alkohol unterbrochen wird und wer das schon mal getrunken hat, weiß, wie pappsüß das schmeckt - genauso wie Eierlikör. Und es ist eben diese Süße, die einen Hund überhaupt animiert, das zu nehmen. Es ist genau diese Süße, die den eigentlichen Alkoholgeschmack und -geruch überdeckt, die toxische Wirkung des Alkohols aber um ein Vielfaches potenziert.
Fazit dieser Ausführungen:
ich denke, ein Hund ist deshalb so gefährdet durch auch geringe Mengen Alkohol, weil durch die herabgesetzte Enzymaktivität von ADH und ALDH es zu einer Ansammlung des schädlichen Acetaldehyds kommen kann.
Ich bleibe daher bei meiner Haltung, dass Alkohol für einen Hund tabu sein sollte. Selbiges gilt natürlich auch für Katzen.
Julia Holzmann, 2017





