Interpretation von Leberwerten beim Hund

ALT ( Alanin-Amino-Transferase), früher GPT ( Glutamat-Pyruvat-Transaminase), enthalten im
Zytosol, weist auf einen Zellmembrandefekt hin, leberspezifisch, aber geringe Sensitivität.
Indikation:
– systemische Erkrankungen mit Gewichtsverlust
– Hepatomegalie
– Erbrechen
– Durchfall
– Ikterus
– Aszites
– Apathie
– Anorexie
– Suchtest bei Hepatopathien mit unklaren Erkrankungserscheinungen
– Überwachungstest bei Patienten mit chronischer Hepatitis
Ursachen für einen ALT-Anstieg:
– jeglicher Leberschaden
– körperliche Anstrengung ( da ALT in geringen Mengen auch in Erythrozyten und
quergestreifter Muskulatur vorhanden ist)
– Muskeldystrophie ( hier aber gleichzeitig Anstieg von AST und CK)
– Grad des ALT-Anstiegs korreliert nicht mit Schwere der Erkrankung und ist auch kein
prognostischer Indikator, solange keine bestimmte EK in Betracht gezogen wird.
– ALT-Anstieg KANN erstes Anzeichen einer Lebererkrankung sein
Häufigste Ursachen einer mehr als 3-fachen Erhöhung:
– Anoxie der Leber
– schlechte Leberdurchblutung
– spontanes oder operatives Trauma
– chron. Hepatits
– Zirrhose
– Cholangitis
– Cholangiohepatitis
– akute Gallengangsobstruktion
– Lebernekrosen
– akute Pankreatitis
– Tumoren
– Sepsis
– Medikamente
– Entzündungen im Bauchraum
Prädisposition:
persistierende ALT-Erhöhung bei Dobermann, West Higland Terriern, Dalmatinern, Terrieren weist
auf chron. Hepatits hin
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AST ( Aspartat- Amino-Transferase), früher GOT ( Glutamat- Oxalazetat- Transaminase) , befindet
sich in den Mitochondrien, weist daher auf eine schwerwiegende Lebererkrankung hin, weniger
spezifisch als ALT (AST kommt auch in Muskulatur, Knochen und Erythrozyten vor)
Indikation:
entsprechend ALT
Ursachen eines AST-Anstieges:
– Training
– intramuskuläre Injektionen
– Lebererkrankungen
– Muskelschäden
– Hämolyse ( bei AST-Anstieg daher Hämatokrit und Farbe von Plasma/ Serum prüfen. Bei
fehlender Hämolyste ALT bestimmen. Ist ALT ebenfalls erhöht, ist der AST-Anstieg
leberassoziiert)
AP ( Alkalische Phosphatase)
Indikation:
systemische Erkrankungen mit :
– Gewichtsverlust
– Hepatomegalie
– Erbrechen
– Durchfall
– Aszites
– Ikterus
– Apathie
– Anorexie
– Suchtest für Hepatopathien und Hyperadrenokortizismus ( Morbus Cushing)
Ursachen eines AST-Anstieges:
– die aus den Knochen stammende AP ist bei jungen Hunden < 6-8 Monaten in der Regel um
weniger als das 3fache des Referenzbereiches erhöht
– Knochenerkrankungen wie Osteosarkom, Osteomyelitis ( meist aber nur geringer Anstieg,
daher Vorsicht mit einer Prognose hinsichtlich metastatischer Knochenveränderungen)
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Unterschiedliche Interpretation eines AST-Anstieges bei Hunden und Katzen:
Katzen: verfügen über weniger AP hepatozellulären Ursprungs, die außerdem über die Nieren
ausgeschieden wird, daher muss bei Katzen jeder AP-Anstieg als bedeutsam betrachtet werden.
Ursachen für AP-Anstieg bei der Katze
– Hepatolipidose
– Cholangitis
– Cholangiohepatitis
– Hyperthyreose
– Diabetes mellitus
– Katzen mit Lipidose zeigen klassisch einen hohen AP-Anstieg mit geringfügig erhöhtem y-
GT, trotzdem ist das nicht diagnostisch für eine Hepatolipidose.
Erhöhte AP-Werte bei der Katze sind eine Indikation zur:
– Bestimmung der Schilddrüsenhormone
– Urinanalyse
– Blutglucose- und ALT-Bestimmung
– Leberfunktionstests
– bei V.a. Lebererkrankungen Durchführung einer Biopsie
Ursachen für mehr als 3fach erhöhtem AP-Anstieg beim Hund
– hepatobiliäre Erkrankungen
– M.Cushing
– Glucocorticoide
– Antikonvulsiva
– cholestatische Komponente, die jedoch keinen Ikterus oder Obstruktion des Gallengangs
impliziert
– akute Leberzellnekrosen
– mehr als 10fache Erhöhung möglich bei extrahepatischer Gallengangobstruktion verursacht
durch exogene oder endogene Glucocorticoide oder Medikamente
– ähnlich der ALT korreliert der AP-Anstieg nicht mit Schwere der Erkrankung und Prognose
– Wichtig!: beim Hund immer erst Wachstum Medikamentengabe und M.Cushing
ausschließen, um unnötige Leberbiopsien zu vermeiden. M.Cushing kann leicht mit
Lebererkrankungen verwechselt werden, da ähnliche Symptome verursacht werden wie
Hepatomegalie, Polydipsie, erhöhte ALT- und bisweilen Gallensäurewerte. Solange keine
Anzeichen einer Lebererkrankung vorliegt ( Ikterus, hepatoenzephales Sndrom,
Hypoglykämie, Gewichtsverlust, Erbrechen, Hypalbuminämie, Aszites,,Mikrohepatie) muss
das Vorliegen eines Hyperadrenokortizismus durch Nebennierenfunktionstests
ausgeschlossen werden.
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y-GT ( Glutamat-Transferase)
Indikation:
– entsprechend AP
– bei Katzen ist y-GT etwas sensitiver und wahrscheinlich auch spezifischer für
Lebererkrankungen, außer für Hepatolipidose (hier steigt die AP, aber die y-GT nur
geringfügig an) . Daher bei Katzen häufiger indiziert.
Ursachen eines y-GT-Anstiegs:
– siehe Ursachen AP
– bei Knochenerkrankungen steigt jedoch y-GT nicht an
– Medikamente
– bei akuten Lebernekrosen steigt y-GT im Gegensatz zu AP nicht an
– bei Anstieg von y-GT ähnliche Vorgehensweise wählen wie bei AP-Anstieg
– Pankreatitis
– y-GT Anstieg im Harn: Nephrotoxine wie z.B. Gentamycin
LDH ( Laktatdehydrogenase)
Indikation: selten
Dieser Test wird nicht empfohlen. Ist zu wenig spezifisch. LDH wird in zahlreichen Geweben
gefunden, so dass die Messung einen fraglichen diagnostischen Wert hat.
Quelle:
„Labordiagnostik in der Kleintierpraxis“ von Michael D. Willard und Harold Tvedten






